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AUF AUGENHÖHE ZU KOMMUNIZIEREN SOLLTE NICHT VOM ANWALTSTITEL ABHÄNGIG SEIN!

Ich lese ihn gefühlt überall und ständig – den Begriff „Auf Augenhöhe kommunizieren“. Dieser Anspruch an die zwischenmenschliche Kommunikation im Berufsleben, der eine respektvolle und gleichwertige Art des Austauschs beschreibt, bei der alle Beteiligten als gleichwertige Partner betrachtet werden (ChatGPT sieht das ähnlich ;)).


Mal unabhängig von der Tatsache, dass die Voraussetzungen für eine derartige Kommunikation nach meiner Wahrnehmung nur ganz wenige Menschen in der heutigen Zeit erfüllen – die da sind das Ego weitestgehend im Griff zu haben; also über ein hohes Maß an Selbstkenntnis und Selbst-Bewusstsein zu verfügen wie ein Eckhard Tolle oder ein Michael Singer: in der Kanzleiwelt ist der Ausdruck ganz anders gelagert.


„Auf Augenhöhe“ gilt hier wie ein Aushängeschild. Insofern, als dass dieser Begriff impliziert, dass alle Beteiligten von Haus aus Anwalt sind, oder zumindest ein Jurastudium (bis zum 2. Staatsexamen, natürlich) in der Tasche haben. Und damit die Voraussetzung gegeben ist, im kommunikativen Austausch zumindest ansatzweise ernst genommen zu werden. Argument: die Art zu denken und zu kommunizieren ist gleich oder zumindest sehr ähnlich. Was gleichgesetzt wird mit reibungslosen und zielführenden Arbeits- und Kommunikationsprozessen.


Und ja, auch als Nicht-Juristin kann ich diese Argumentation bis zu einem gewissen Grad nachvollziehen – wenn es um juristische Belange geht, oder die Zielgruppe mit der man es zu tun hat ausschließlich Juristen sind. In der Praxis, jenseits von Mandatsarbeit, ist dies aber schon lange nicht mehr der Fall.


Spätestens seit der Jahrhundertwende und der stetig voranschreitenden Digitalisierung haben Wirtschaftsanwälte nicht mehr nur mit ihresgleichen zu tun.

Zum einen hat sich die interne Positionierung von Rechtsabteilungen seitdem immer mehr Richtung Geschäftsführung verschoben - und damit auch die Verantwortlichkeiten von GCs, die heute ein höheres Maß an Wirtschaftsverständnis erfordern. Zum anderen gibt es eine noch nie da gewesene Bandbreite an Akteuren auf dem Rechtsmarkt. Das heißt, eine effektive Kommunikation mit Mandanten, Kooperationspartnern, Mitarbeitern, erfordert heutzutage immer mehr die Fähigkeit von Perspektivwechseln, Einfühlungsvermögen, des kreativen Vernetzens von Bedarfen und Lösungsansätzen.


Das herkömmliche Verständnis einer Kommunikation auf Augenhöhe seitens vieler Anwälte reicht da schlicht nicht mehr aus.

Zwei Hunde schauen sich in die Augen.
Zwei Hunde schauen sich in die Augen

Vielmehr ist es an der Zeit, auch Nicht-Juristen auf Augenhöhe zu begegnen und den Mehrwert einer interdisziplinären Zusammenarbeit zu erkennen. Für die eigene Arbeit als Anwalt sowie für eine zukunftsfähige Kanzleikultur. Denn erst eine gleichberechtigte Kommunikation kann eine Atmosphäre des Vertrauens und der Zugehörigkeit unter allen Beteiligten schaffen. Angesichts der personellen Herausforderungen heutzutage ein lohnenswertes Ziel für jede Kanzlei, die sich auch zukünftig im Markt behaupten möchte.

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